Maßgebliche Normen für Werkstoffauswahl nach Korrosionsbeständigkeitsklassen

Die Bedeutung der Korrosionsbeständigkeitsklassen

unter Berücksichtigung von DIN EN 1993-1-4:2015-10/Eurocode 3 – Anhang A

Edelstahl ist in vielen verschiedenen Varianten mit unterschiedlichen Eigenschaften verfügbar. Abhängig von den verwendeten Materialien und der Zusammensetzung der Legierungen besitzen die Edelstähle unterschiedlichste Eigenschaften. Während einige sich durch hohe mechanische Festigkeit oder gute Wärmebeständigkeit auszeichnen, sind andere sehr korrosionsbeständig. Um die Edelstähle hinsichtlich ihrer Korrosionsbeständigkeit leichter einzuordnen und die Werkstoffe passend auszuwählen, sind sogenannte Korrosionsbeständigkeitsklassen (CRC) für die Konstruktionen von Stahlbauten definiert. Sie bestimmen beispielsweise, ob die Erwartungen an die Beständigkeit von Bauwerken erfüllt werden.

Die fünf Korrosionsbeständigkeitsklassen (CRC)

Für die nichtrostenden Stähle existieren für die Konstruktion von Stahlbauten insgesamt fünf verschiedene Korrosionsbeständigkeitsklassen, oft mit CRC abgekürzt und in römischen Zahlen geschrieben. Die Klassen legen fest, wie beständig Edelstahl gegen korrosive Schäden ist.

Folgende Klassen sind definiert:

  • I:    gering
  • II:   mäßig
  • III:  mittel
  • IV:  stark
  • V:   sehr stark

Die maßgeblichen Normen für die Werkstoffauswahl
nach CRC-Beständigkeitsklassen

Noch bis in das Jahr 2015 regelte in Deutschland die bauaufsichtliche Zulassung Z 30.3-6 die Werkstoffauswahl nach Korrosionswiderstandsklassen.
Die Vorgabe enthielt eine Tabelle mit den verschiedenen Korrosionswiderstandsklassen, anhand derer die Werkstoffauswahl erfolgte.

Seit 2015 ist die DIN EN 1993-1-4:2015-10/Eurocode 3 in Europa die maßgebliche Norm zur Werkstoffauswahl. Sie wurde vom CEN (Europäisches Komitee für Normung)
erarbeitet und steht über nationalen Normen. Die Korrosionsbeständigkeitsklassen nach DIN EN 1993-1-4:2015-10/Eurocode 3 – Anhang A sind bei der
Konstruktion von Stahlbauten für die Werkstoffauswahl verpflichtend. Die Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung Z-30.3-6 hat als deutsche Norm noch in den
von der europäischen Norm nicht geregelten Teilbereichen ihre Gültigkeit.

Die Berechnung der Beständigkeitsklassen

Die DIN EN1993-1-4:2015-10/Eurocode 3 beschreibt die Ermittlung eines Korrosionsbeständigkeitsfaktors (CRF), der die CRC-Korrosionsbeständigkeitsklasse bestimmt.
Der CRF ist abhängig von der Korrosivität der jeweiligen Umgebung und lässt sich nach folgender Formel berechnen:

CRF = F1+F2+F3

F1: Risiko der Exposition gegenüber Chloriden
F2: Risiko der Exposition gegenüber Schwefeldioxid
F3: Reinigungskonzept und Exposition gegenüber Abwaschen
Ist der CRF berechnet, bestimmt dieser die zu erfüllende CRC des Werkstoffs:
Korrosionsbeständigkeitsfaktor CRF bestimmt die Korrosionsbeständigkeitsklasse CRC

Die Auswahl geeigneter Werkstoffe

Sind die zu erfüllenden CRC-Korrosionsbeständigkeitsklassen bekannt, lässt sich folgende Tabelle für die Auswahl des geeigneten Werkstoffs verwenden:

Auswahl des geeigneten Werkstoffs anhand der Korrosionsbeständigkeitsklassen
Bei der Auswahl ist zu beachten, dass zwar Stahlsorten höherer Klassen anstelle der durch Berechnung der CRC ermittelten Sorten eingesetzt werden dürfen, Stahlsorten niedriger Klassen aber auf keinen Fall zu verwenden sind. Kommt ein Werkstoff mit einer zu niedrigen Beständigkeitsklasse zum Einsatz, kann die Langlebigkeit eines kompletten Bauwerks unter Umständen nicht mehr sichergestellt sein.
Schon eine einzige rostige Schraube kann die Stabilität eines Bauwerksbereichs beeinträchtigen und Gefahren für Leib und Leben verursachen. Beispiel hierfür ist das Unglück am 10. Mai 1985 in Uster/Schweiz mit insgesamt zwölf Todesopfern, bei dem durchgerostete Aufhängestäbe die Decke des Hallenbades einstürzen ließen.
Aus diesem Grund haben Bauplaner, Techniker, Konstrukteure oder Einkäufer die Korrosionsbeständigkeit der verschiedenen Werkstoffe bei der Beschaffung von Verbindungselementen zwingend zu berücksichtigen. Nur so lassen sich die an die Bauteile hinsichtlich des Korrosionsschutzes gestellten Anforderungen erfüllen.

Im Vorfeld ist zu prüfen, welche Korrosionsbelastung für ein Bauwerk oder ein einzelnes Bauteil zu erwarten ist. Denn die Korrosionsbelastung beispielsweise in Umgebungen mit Meerwasser oder chloridhaltigen Umgebungen von Schwimmbädern ist sehr viel höher als in anderen Bereichen. Für eine mäßige Korrosionsbelastung kann ein A2-Edelstahl ausreichend sein, während Sie für die CRC V mit sehr starker Belastung Werkstoffe wie 1.4529 einsetzen müssen.

 

 

 

 

Bedingt durch die Normenaktualisierung der ISO 3506-6:2020 (Richtlinie für die Auswahl und Eigenschaften von nichtrostenden Stählen und Nickellegierungen für Verbindungselemente) sind die von uns gelagerten Werkstoffe in den Korrosionsbeständigkeitsklassen CRC IV und CRC V nun auch den neuen Stahlsorten A8, D8 und D6 zugeordnet.

Eine vereinfachte Zuordnung der am häufigsten genutzten Werkstoffe, die wir für Sie im Lieferprogramm haben, sehen Sie hier:
Werkstoffzuordnung zu den CRC 

Sehen Sie hier Anwendungsbeispiele zur Werkstoffauswahl und Dauerhaftigkeit
unter Berücksichtigung von DIN EN 1993-1-4:2015-10 / Eurocode 3 – Anhang A
für tragende Bauteile:

Anwendungsbeispiele zur Werkstoffauswahl unter Berücksichtigung der Korrosionsbeständigkeitsklasse

Haben Sie Fragen?

Sollten Sie Fragen zur Werkstoffauswahl und den CRC-Klassen haben, unterstützen und beraten Sie unsere Verkäufer gerne.

Für alle Anforderungen an die Korrosionsbeständigkeit halten wir passende Werkstoffe in unserem Lager für Sie bereit.​

Unser Verkaufsteam hilft Ihnen gerne weiter:

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T: +49 7941 6073-0  verkauf@tobsteel.com